Informationen über Streuobstwiesen

Was sind Streuobstwiesen?

Wenn hochstämmige Obstbäume verstreut oder in Reihen auf Wiesen oder Weiden stehen, spricht man von Streuobstwiesen. Bei den Bäumen handelt es sich meist um Pflaumen-, Apfel- oder Birnbäume, aber auch Kirsch- oder Walnussbäume sowie Mispeln können darunter sein. Kennzeichnend für all diese Bäume ist, dass sie sich erst ab einer Stammhöhe von 1,80 m verzweigen.

Im Gegensatz zu den niedrigwüchsigen Sorten des gewerblichen Plantagenobstbaus erreichen diese Hochstamm-Sorten stattliche Höhen und bilden ausladende Kronen.

Streuobstwiesen sind Kulturland, d.h. sie sind vom Menschen angelegt und bedürfen einer regelmäßigen Pflege, um langfristig bestehen zu können.

Streuobstwiesen wurden bevorzugt in der Nähe der Dörfer angelegt und bildeten früher „grüne Gürtel“ rund um die Ortschaften. Aber auch als Alleen oder Einzelbäume entlang von Straßen und Wegen finden sich alte Hochstamm-Obstbäume. Ein Beispiel hierfür in Wachtberg ist die Birnbaumallee an der Straße von Fritzdorf zur Windmühle.

Wert von Streuobstwiesen

Streuobstwiesen bereichern das Landschaftsbild

Streuobstwiesen sind traditionelle prägende Elemente der Wachtberger Kulturlandschaft.

Sie bieten zu jeder Jahreszeit ein wechselndes Bild – die Blütenpracht im Frühjahr, die Früchte im Sommer und Herbst, und selbst im Winter bereichern die stattlichen Obstbäume die Landschaft. Eine so strukturierte Landschaft wird von den meisten Menschen als interessant und schön empfunden und hat daher einen hohen Erholungswert.

Streuobstwiesen sind Lebensraum vieler Pflanzen und Tiere

Streuobstwiesen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen in unserer Kulturlandschaft.

Die alten Obstbäume bieten mit ihren Höhlen, Spalten und rissigen Rinden Wohn- und Niststätten für viele verschiedene Tierarten. Höhlenbrütende Vögel ziehen hier ihre Jungen auf und finden Nahrung im Baum und dem dazugehörigen Grünland. Aber auch zahlreiche Insekten und Säugetiere wie die selten gewordenen Gartenschläfer und bestimmte Fledermausarten leben hier. In den intensiv genutzten Obstplantagen und Äckern dagegen finden sie keine geeigneten Lebensbedingungen vor.

In Streuobstwiesen werden alte Obstsorten erhalten

In den gewerblichen Plantagen-Obstbau wird üblicherweise nur eine kleine Auswahl der bekannten Apfel- und Birnensorten berücksichtigt. Die ursprüngliche Vielfalt der alten Obstorten gerät in Vergessenheit und droht verloren zu gehen. Wer kennt heute noch den Rheinischen Bohnapfel, den Winterrambour, Gellerts Butterbirne oder die Pastorenbirne?

Auf Streuobstwiesen werden diese alten, gebietstypischen Sorten bewahrt.

Gerade die alten Sorten zeichnen sich durch köstliche Aromen und lange Lagerfähigkeit aus. Darüber hinaus sind sie widerstandsfähig gegen Krankheiten und Schädlinge – und dies ohne jeglichen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.

Unsesr Verein hat bisher über 100 verschiedene Hochstamm-Apfel- und Birnensorten auf den Streuobstwiesen in der Gemeinde gezählt.

Gefährdung der Streuobstwiesen

Die Erweiterung von Siedlungsflächen bedroht Streuobst-Bestände, die häufig am Ortsrand gelegen sind. Seit den 1950er Jahren wurde die Landwirtschaft immer intensiver und rationeller betrieben, so dass die Bewirtschaftung der hochstämmigen Obstbäume unrentabel wurde. Mit der Einführung der Niederstammplantagen und gleichzeitiger Zahlung von Prämien für das Roden von hochstämmigen Obstbäumen verschwand der größte Teil der Streuobstbestände. Heute spielen in Deutschland Streuobstflächen für die gewerbliche Landwirtschaft praktisch keine Rolle mehr.

Auch Wachtberg blieb von diesen Entwicklungen nicht verschont. Durch Rodungen und Flurbereinigung gingen auch bei uns viele Streuobstbestände verloren. Die rasante Siedlungsentwicklung und die Entstehung von Neubaugebieten an den Ortsrändern trugen und tragen noch aktuell zu dem Verlust bei.

Erhalt von Streuobstwiesen

Eine extensive Beweidung ist Teil der historischen Nutzform. Um der aufgezeigten negativen Entwicklung entgegenzuwirken, macht es sich der Streuobstwiesen-Verein auch weiterhin zur Aufgabe, für die langfristige Erhaltung und Förderung der Streuobstwiesen einzutreten – gerade wegen der hohen Bedeutung der Streuobstwiesen für Natur und Landschaft.

Der „Verein zur Pflege und Förderung der Streuobstwiesen in Wachtberg e.V.“ wurde im Mai 1994 gegründet.

Seitdem engagiert er sich in folgenden Bereichen:

Pflege von alten Hochsstamm-Obstbäumen
Neuanlage von Streuobstwiesen
Beratung und Information
Ernte und Verwertung von Obst

Um das Ziel der langfristigen Sicherung der Wachtberger Streuobstwiesen zu erreichen, setzt der Verein auf eine gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde und den Landwirten und ist grundsätzlich daran interessiert, auch von privaten Flächeneigentümern geeignete Grundstücke langfristig anzupachten.