Das Frühstück und die Teekanne stecken im Rucksack zusammen mit der Handsäge und der Gärtnerschere. Mit Hacke und Heidesense in der einen Hand, mit Teleskopsäge und Schneidgiraffe in der anderen stapfe ich durch den Rauhreif am Fuß unserer Wiese am Dächelsberg. Auf dem Pfad, den an anderen Tagen die Rehe nehmen, steige ich die erste Wiesenstufe hoch und stehe bei strahlender Sonne in der fettgrünen Wiese.

Fröhliche Hallos schallen über den weiten Bogen, den der Dächelsberghang spannt: Die Mannschaft des Nabu und wir vom Streuobstwiesenverein spielen heute wieder in der gemeinsamen Partie gegen Brombeerverbuschung, wider die Mistelplage und für das Versteck für die Kleinsäuger und für den Streuobstbaum.
Erhaben kreist ein Bussard am Himmel über – ja wahrscheinlich – über seinem Zuhause.

Einmal im Jahr bin ich hier im Naturschutzgebiet, um mit meinem Handwerkszeug den Obstbäumen der Wiese die Krone zu putzen, oder Luft und Licht für die Leitäste herbeizuschneiden. Dreimal um den Baum herum. Mit etwas Abstand: Welcher Ast muss raus, welcher gefördert sein? Schließlich soll sich doch die Krone etwa über dem Stamm bilden. In dieser Hanglage muss ich da immer neu peilen. Mal schweift dabei der Blick auch in die Ferne, weit über das Tal, Richtung Werthhoven. Und die Sonne scheint so schön.
Schon stehen wir zu Zweit, zu Dritt in einem Päuschen zusammen, klaafen, lassen ‚Gott den guten Mann‘ sein: Streuobstwiese genießen im Verein.

Vom Stehen wird es doch kühl, und ich freue mich auf doch noch mein Krafttraining: Mit der Heidesense rücke ich allzu nah in die Baumscheiben rankenden Brombeeren und anderem Gebüsch zu Leibe: Erfolg ist ‚platt‘, der freie Boden! Zur Abwechslung schwinge ich nun die Hacke: Rund um die Stämme lockere ich die Baumscheibe und wende die Grasnarbe; wenn nur die Stämme nicht eingeengt sind oder im Dauerfeuchten kümmern! Diese Übung ist nicht jedermanns Sache, meine zwischendurch allemal.

Und schließlich schmeckt mir die Brotzeit jetzt besonders gut. Irgendein Mitstreiter legt Leiter, Säge und Schere ab und ist auch auf die Pause aus. Schwätzchen: Wie sieht dieser Baum nach dem großen Mistelschnitt aus; wie hat sich jener entwickelt, seit dem letzten Jahr? Und der ganz Alte dort oben in Reihe, in dem wunderswer alles von unter dem Stamm bis in die Asthöhlen wohnt: Der hat wieder junges Holz gebildet!

Einige brechen nach der Pause auf, andere bleiben noch ein bisschen für dieses eine Mal im Jahr, an dem der Streuobstwiesenverein die Dächelsbergwiese im Naturschutzgebiet pflegen darf.
Zum Abschluss meines Tagwerks nehme ich dem ganz alten Winterrambur einen mittelstarken Ast weg; zur Entlastung, damit auch im kommenden Jahr unter seinem Stamm noch wunderswer wohnt.